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Realitäten der Altersarmut: Ein kritischer Blick auf gängige Missverständnisse

Aktualisiert: 5. Feb.

In der heutigen Diskussion über Realitäten der Altersarmut in Deutschland werden die tatsächlichen Risiken oft durch stark vereinfachte Modellberechnungen überdeckt. Dies schadet dem Vertrauen in die Rentensystemstabilität und sorgt für unnötige Verunsicherung. 

 

Alte Person

Die aktuelle Debatte suggeriert, dass selbst langjährig Vollzeitbeschäftigte im Alter Armut riskieren. Dieser Eindruck ist jedoch nicht nur faktisch unzutreffend, sondern verdeckt auch die wirklichen Risiken für Altersarmut. Solche Fehldarstellungen können die Bereitschaft zur Bekämpfung dieser Risiken durch politische, wirtschaftliche oder persönliche Entscheidungen negativ beeinflussen. 

 

Die öffentliche Fehlwahrnehmung resultiert aus über vereinfachten Rechenmodellen, die davon ausgehen, dass eine Person ihr gesamtes Arbeitsleben lang denselben Lohn bezieht. Diese Modelle sind unzureichend, um die zukünftige Rentensituation realistisch abzubilden. Für eine realistische Schätzung künftiger Renten müssen Versicherungsverläufe ganzheitlich betrachtet werden, einschließlich Karriereentwicklung und Leistungen wie Kindererziehung. 

 

Das Einkommen im Ruhestand hängt im deutschen Drei-Säulen-Modell auch maßgeblich von weiteren Einkommensquellen neben der gesetzlichen Rente ab. In Deutschland spielt die gesetzliche Rente neben betrieblicher und privater Vorsorge eine geringere Rolle als früher. Über 65-Jährige beziehen derzeit 61 Prozent ihres Alterseinkommens aus der gesetzlichen Rentenversicherung, der Rest stammt aus anderen Quellen. Rund zwei Drittel der derzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden im Alter zusätzlich auf private oder betriebliche Vorsorge zurückgreifen. 

 

Ein realistisches Bild der finanziellen Lage von Rentnern liefert der Alterssicherungsbericht der Bundesregierung von 2020. Demnach haben Ehepaare in Deutschland ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen von 2.907 Euro pro Monat. Alleinstehende Männer über 65 verfügen durchschnittlich über 1.816 Euro, Frauen über 1.607 Euro. 

 

Diese durchschnittlich gute Lage erklärt, warum nur ein kleiner Prozentsatz der Rentner Grundsicherung im Alter benötigt – 2022 waren es 2,8 Prozent. Personen, die Grundsicherung im Alter beziehen, weisen oft keine langen Versicherungsverläufe auf und hatten möglicherweise unterbrochene Erwerbsbiografien. 

 

Die Konzentration auf vereinfachte Modellrechnungen wird der komplexen Realität des Lebens nicht gerecht. Dies führt dazu, dass wichtige, wissenschaftlich belegte Risiken für Altersarmut zu wenig Beachtung finden. Die Deutsche Rentenversicherung unterstützt mit ihrer Arbeit die Entwicklung zielgerichteter Maßnahmen gegen diese Risiken – jeden Tag. 

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